forum-stimme, animiert Zur Startseite von forum-stimme.de
Übersicht über eine Vielfalt von
Themen im Bereich der menschlichen Stimme

Zu den Themenlisten
Wissen / Journal / Praxis

Liste von Stimm- und Sprechtrainern sowie Gesangslehrern
in Deutschland
mit Kurzportraits

Gesunde Stimmbänder

Haben Sie eine konkrete Vorstellung davon, wie Ihre Stimmbänder aussehen, und wie sie im Körper angeordnet sind. Viele Redeweisen verraten, dass hier Vorstellungen verbreitet sind, die mit der Realität nichts zu tun haben, vor allem die, die weniger gesunde Zustände beschreiben sollen: entzündete Stimmbänder, gelähmte Stimmbänder, Knötchen auf den Stimmbändern ...

Kurz und gut, das was bei Ihnen im Kehlkopf schwingt, wenn Sie ein A, ein E, ein I oder andere stimmhafte Laute produzieren, sind mehr oder weniger dicke Muskeln, deren Aussehen durch den Begriff Stimmlippen bestens beschrieben wird. Diese Stimmlippen bilden sozusagen einen kleinen Mund, der im Kehlkopf die Luftröhre nach oben abschließt. Photos und Filme davon sind unter anderen auf einer Website der Universität Mainz zu sehen: Stimmlippenbilder. Der HNO-Arzt kann den "Stimmlippenmund" durch einen Spiegel oder ein Laryngoskop ansehen und meist auch den Patienten auf einem Bildschirm zeigen. Von Mundwinkel zu Mundwinkel ist er etwa 1,5 bis 2 cm lang, bei Männern länger als bei Frauen. Ein Mundwinkel ist vorne am Schildknorpel der Kehlkopfes angewachsen. Die Vorderkante dieses Schildknorpels ist am Hals als Vorsprung erkennbar, bei Männern oft deutlicher als bei Frauen, daher stammt auch die Bezeichnung "Adamsapfel". Am anderen "Mundwinkel" sind die Enden der Lippen auf beweglichen Knöchelchen angewachsen. Diese können so nahe zusammenfahren, dass ein echter "Mundwinkel" entsteht. Das ist bei der Produktion von Stimmlauten der Fall. Die Knöchelchen können weiter nach hinten oder vorn bewegt werden, und so die Länge und Spannung der Stimmlippen mit einstellen. Sie können aber auch voneinander weg bewegt werden, so dass die hinteren Enden der Stimmlippen nun keinen "Mundwinkel" mehr bilden sondern weit geöffnet auseinander liegen. Diese Position nehmen sie beim (stimmlosen) Ein- und Ausatmen ein.

Und wieso spricht man überhaupt von Stimmbändern? Innerhalb der Stimmlippen verlaufen dünne Bänder, die die Spannung und Form der Lippen mit beeinflussen. Es gibt sie also, die Stimmbänder - nur nicht so, wie man sie sich oft vorstellt. Was sich entzünden kann, ist die Schleimhaut auf den Stimmlippen, auf ihr können sich bei zu starker Beanspruchung auch Knötchen oder schlimmere Veränderungen ausbilden. Und die Muskeln der Stimmlippen können geschwächt oder gar gelähmt sein.

Oft geht die Vorstellung von Stimmbändern mit der Idee einher, dass sie akustisch wie Saiten funktionieren. Dies ist nicht zutreffend, sie funktionieren eher wie die Lippen des Mundes im Mundstück einer Trompete. Oder noch einfacher: so wie wenn Sie -wie Kinder es gerne tun- mit den Lippen " blubbern". Sie setzen dazu so an, als wollten Sie ein P sprechen, steigern den Luftdruck, halten trotzdem den Mund erstmal fest zu, und geben dann langsam nach, so dass die ausströmende Luft die Lippen in Schwingungen versetzt. Genauso schwingen die Stimmlippen in Ihrem Kehlkopf, wenn Sie ein A, ein E, ein I oder andere stimmhafte Laute produzieren. Welcher Laut entsteht, hängt dann davon ab, wie Sie den Mund öffnen und formen, und welche Form Sie Ihrer Zunge geben.

Eine genaue Beschreibung der Stimmlippenschwingung und ihrer Entstehung finden Sie unter Stimmfunktion, eine Kritik an der verbreiteten Vorstellung des Aufsprengens der Stimmlippen durch den Luftdruck gibt es unter Errata_Aufsprengen.


> ZUM GEDICHT DER WOCHE
Hören Sie ein peppiges Kurzgedicht - meist mit musikalischem "Einsprengsel"
Auch zum kostenlosen Herunterladen auf Ihren Computer oder mp3-Spieler