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Abteilung
Wissen, Lehrmittel, Diskussion
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Rubrik
Fachbegriffe
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Thema
Resonanz
Grundthese:

Bei der Beschreibung der Stimme ist eine präzise Verwendung des Resonanzbegriffes nötig, um Mißverständnisse zu vermeiden. In vielen Büchern, Artikeln und auch in Lexika wird der Begriff zu unspezifisch verwendet. Dadurch wird oft die Chance vertan, die Stimmfunktion wirklich zu verstehen und zu erkennen, was durch geeignetes Training verbessert werden könnte.
Der Begriff der Resonanz wird gerne wie ein Joker verwendet. Mit Resonanz geht alles besser und leichter. Unsere These: Vorsicht! Wenn von Resonanz die Rede ist. "Resonanz" ist jedenfalls kein Joker, mit dem sich komplexe Sachverhalte in einem Nebensatz erledigen lassen. Es lohnt es sich immer, genauer nachzufragen: Was ist gemeint mit Resonanz? Wie funktioniert der beschriebene Prozess tatsächlich? Gerade bei diesem Begriff lohnt es sich, eingefahrene Fehlvorstellungen zu revidieren. Kurz und gut: ein besserer Umgang mit dem Begriff der Resonanz ist ein vielversprechender Ansatz zu einem besseren Umgang mit der stimmlichen Resonanz, mit der Stimme gemeinhin.

These 1: Begriff spezifisch verwenden
Der Begriff Resonanz sollte nur im engeren Sinne des "Aufschaukelns" benutzt werden.
These 2: Resonanz verfärbt - besser noch: Resonanz ist Eigenschwingen
Es sollte klar sein, daß resonanter Schall den Klangcharakter des Resonators zur Geltung bringt. D.h. : ein Schall, der durch einen Resonator lauter gemacht wird, als er ohne Resonator wäre, wird dadurch immer erheblich verfärbt. Im Falle einer starken Resonanz hört man den Klangcharakter des Resonators, der i.a. nicht der des Anregers ist.
These 3: Es gibt keine echte Verstärkung durch Resonanz
Die verbreitete, "klassische" Vorstellung der "Verstärkung durch Resonanz" ist immer sehr genau zu hinterfragen. Eine echte Verstärkung durch Resonanz ist nicht möglich, sie widerspricht dem Energieerhaltungssatz. Es ist bei der Beschreibung von Mechanismen, die Schall stärker machen, nötig, diesen Vorgang genau zu beschreiben und die Beschreibung unter dem Aspekt der Energieerhaltung zu verifizieren.
These 4: Zu Resonatoren und Schallquellen: das Zusammenschwingen ist wichtig
Die wesentliche Funktion von "Resonatoren" in Verbindung mit Schwingungssystemen (bei der Stimme Vokaltrakt mit Kehlkopf)ist: den Wirkungsgrad der Schallerzeugung zu erhöhen. Es ist nötig, zunächst das Gesamtsystem von Schwinger und Resonator zu sehen. Die Betrachtung beider Teile per se ist natürlich auch legitim und notwendig aber bezüglich der Schallerzeugung sind sie immer verkoppelt zu betrachten.
These 5: Zum Mitschwingen von Körperpartien
Die wesentlichen Funktionen von Resonatoren bei Schallsensoren (z.B. fühlbar mitschwingende Knochen) sind : Frequenzauswahl und Rückwirkung auf die Stimme.
These 6: Einbindung in das Gesamtsystem "Stimme"
Resonanz im Bereich der Stimme ist immer im Zusammenhang mit der Regelung der Stimme zu betrachten. Hierbei spielen die auditiven und die kinästhetischen Wahrnehmungen die wesentliche Rolle. Unkontrollierte Resonanzen sind eher lästig als hilfreich.