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10 Fehler und 7 Fazits Heinz Stolze, Oktober 2004, zuletzt geändert am 24.10.2012 in www.forum-stimme.de
ERRATUM 4: DER STIMMSCHALL, DEN WIR AUßEN HÖREN, ERZEUGT AUCH DIE IM BRUSTBEREICH WAHRNEHMBAREN VIBRATIONEN
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4.1 Die Aussage Im Kehlkopf entsteht über den Stimmlippen eine Schallwelle. Sie breitet sich einerseits durch den Vokaltrakt nach außen hin aus, andererseits auch über die Brust in den Körper hinein. Dort führt sie zu den bekannten Vibrationswahrnehmungen. 4.2: Zum Sachverhalt Die ersten Aussagen sind zutreffend, die letzte nicht so ganz. In den Körper unterhalb der Glottis hinein läuft vor allem eine eigenständige Schallwelle, die dort viel stärker ist, als das, was sich von der oberhalb der Stimmlippen erzeugten Welle nach unten in den Körper ausbreitet. Die Vibrationswahrnehmungen unterhalb des Kehlkopfes werden im wesentlichen von dieser subglottalen Welle ausgelöst. Betrachten wir einen wichtigen Moment der Wellenerzeugung anhand des aus Erratum 3 bekannten Schnittbildzyklus durch die Stimmlippen. Wir beginnen mit der Phase, in der die Stimmlippen bereits eine Zeitlang offen waren (1). Die Luftströmung ist inzwischen gut in Gang gekommen. Sobald sich nun die Stimmlippen geschlossen haben (2), erhält die Strömung oberhalb keinen Luftnachschub mehr. Die dort befindliche Luft strömt aufgrund ihrer trägen Masse weiter nach oben und so entsteht ein Unterdruck über den Stimmlippen (3). Da die Stimmlippen sehr schnell schließen, kommt es auch sehr schnell zu diesem Unterdruckgebiet. Die plötzliche Druckänderung führt zu einer kräftigen Schallwelle mit einer deutlichen Unterdruckspitze. Gleichzeitig läuft unterhalb der Stimmlippen ein komplementärer Prozess ab. Die Luft aus der Luftröhre strömt, ebenfalls wegen ihrer trägen Masse, weiter nach oben, auch wenn die Stimmlippen geschlossen sind. So ergibt sich dort ebenso plötzlich ein Staugebiet, also eine Überdruckzone. Die plötzliche Druckänderung führt zu einer kräftigen Schallwelle. Im Schallverlauf ist eine deutliche Überdruckspitze erkennbar. 4.3: Diskussion Während die nach oben laufende Welle (superglottale Welle) durch den Vokaltrakt mitgeprägt ist und ein den jeweiligen Lauten (Vokalen...) entsprechendes Klangsprektrum aufweist, wird die komplementäre, nach unten laufende Welle (subglottale Welle), durch die akustischen Eigenschaften der Luftröhre, der Bronchien und der Lunge mitgeprägt. Auch hier gibt es Resonanzen, die zu Formanten führen. Für die Praxis heißt das, daß die Vokaleinstellung nicht direkt auf die Körperwelle im Bereich unterhalb der Glottis wirkt. Während der Stimmlippenöffnung kann natürlich etwas Schall aus dem Vokaltrakt durch die Glottis nach unten dringen. Dieser Anteil ist aber gemessen an der Gesamtenergie der subglottalen Welle gering. Zudem kann ein Teil des Stimmschalles im Vokaltrakt über Kopfpartien in den tieferen Körper laufen. Auch die durch die Phonation entstehende Schwingung des Kehlkopfes sendet Schall in den Körper. Dies Schwingung besteht in einem Auf (durch die transglottalen Druckvariationen) und Ab und in komplexen Schwingungen des Knopelgerüstes, die duch die wechselnde Last an den Ansatzpunkten der Muskeln ausgelöst werden. Wer eine genauere Vorstellung von der subglottalen Welle bekommen möchte, kann diese gut mit einem Stethoskop, das man in dem Grübchen unterhalb des Kehlkopfes aufsetzt, abhören. Sie klingt grob gesagt wie ein dumpfes O irgendwo zwischen geschlossen (wie in Boot) und offen (wie in Trott). Ihr Klang ist wie gesagt weitgehend unabhängig von der Lautartikulation. Aufgrund ihres tiefsten Formanten, der zwischen 500 und 600 Hz liegen soll, dürfte sie auf den Tönen um cis´´ zu einem starken Grundton führen. Töne um cis´ sollten eine starke Oktave enthalten, Töne um fis eine starke Quinte, solche um cis eine starke (Doppel)Oktave, solche um A eine starke große Terz etc.. Bei Menschen mit großem Brustkorb ist eine tiefere Lage zu erwarten als bei solchen mit kleinerem. Das ist für Überlegungen zum Stimmtraining insofern bedeutsam, als durch eine gute Ausprägung dieser Welle keineswegs der nach außen laufenden Schallwelle Energie entzogen wird. Ganz im Gegenteil: eine bessere Ausprägung dieser subglottalen Welle wird im allgemeinen auch die superglottale Welle besser werden lassen. In besonderen Fällen (bei bestimmten Relationen zwischen subglottalen Formantfrequenzen und Grundfrequenz) sind aber auch Störungen der Stimmlippenschwingung durch die subglottale Welle möglich. |
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Schnitt durch die Stimmlippenmitte, Aufsicht von vorn.
Pfeile blau: Luftströmung |
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weitere ERRATA VOCOLOGICA | ||||||||||||||