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stolze - goldhan

NACH DEM STIMMTAG IST
VOR DEM STIMMTAG

Rückblick auf die Stimmtage im März 2006
Vorausschau auf den nächsten Stimmtag in Bremen
NÄCHSTE STIMMTAGE: 5.-21.10.2007


Heinz Stolze in www.forum-stimme.de, 7.4.2006
Photos: Ullrich Reckers, Norbert Saake

Etwa hundert Besucher kammen zu den beiden Stimmtagen am 29. und 30. März 2006 in Bremen. Für die, die da waren und vor allem auch für die, die nicht da waren, werden hier einige Themen der Stimmtage wiederbelebt. Vollständigkeit ist dabei nicht möglich, dennoch dürften diese "Themensplitter der Stimmtage" einen interessanten Rückblick und gute Anregungen für die Beschäftigung mit der Stimme geben und zu Diskussionen anregen.

Tipp: Wenn Sie das nächste Mal gern dabei sein möchten, senden Sie uns eine Mail, wir informieren Sie dann unverbindlich über den nächsten Termin. Eine angemessene Information über die lokale Presse kann erfahrungsgemäß nicht erwartet werden. > mail schicken

Das Programm der Stimmtage mit Angaben zu den Referenten und ihren Beiträgen finden Sie in der > Vorankündigung.

DISKUSSIONSFORUM / RÜCKMELDUNGEN
Senden Sie Ihren Beitrag bitte per mail, er wird dann eingeordnet.

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Mittwoch, 29. März 2006, 17.00-22.00 Uhr


goldhan am pult

Dr. Wolfgang Goldhan eröffnete die Vortragsreihe mit dem Thema "Stimme erleben". Ein Übersichtsthema, das er in seinem lebhafen Stil mit klangvoller und modulationsfähiger Stimme humorvoll anging. So konnte man den Inhalt nicht nur hören, sondern erleben. Aus der Fülle der Themen hier nur einige "Splitter":

Unter anderem ging es um die ältere Stimme. Der Referent sprach davon, daß er selbst Einbußen hinnehme, wie sie eben sind. Der Hörer durfte registrieren, daß die Stimme des Referenten das beste Beispiel dafür ist, daß eine gepflegte Stimme auch lange nach dem offiziellen Rentenalter so tragfähig und modulationsfähig ist, daß sie das Zuhören zum Erlebnis macht.

An der Stimme läßt sich die Verfassung des Redners oder Sängers wahrnehmen. Selbst ein leicht gekrümmter Zeh eines Sängers sei hörbar. Die Frage, wie es funktioniert, daß an der Stimme die Stimmung zu erkennen ist, wurde länger diskutiert. Unter anderem wurden von Hörern und Coreferenten folgende Ideen eingebracht: die Obertöne verraten die Stimmung, das Sonnengeflecht wirkt auf die Stimme ein, die an der Stimmbildung beteiligten Organe haben primär spezifische Funktionen, sie werden von unbewußten, stimmungsabhängigen Gehirnregionen gesteuert. Herr Dr. Goldhan hatte eine Darstellung der physiologischen Funktionen vorbereitet, mit der er die Frage von der neuronalen Organisation her beantwortete.

Der in Fachkreisen bekannte Einfluß der Behandlung mit Hormonen auf die Stimme wurde ebenfalls diskutiert. Aus den Anfangszeiten der "Pille" ist als Risiko ein nicht wieder rückführbares Absinken der Stimmlage bekannt, das sowohl beim Sprechen als auch beim Singen erheblich stören kann. Herr Prof. C. Ocker (Bariton, im Bild links) wies darauf hin, daß bei Sängerinnen auch schon kleine Änderungen der Tonlage erhebliche Auswirkungen für das singbare Fach haben. Er erwähnte auch, daß anscheinend harmlose Salben gegen Akne Hormone enthalten und stimmsenkende Wirkung haben können.

Im Anschluß ging es um schnellwirkende Abnehm-Pillen, die vor allem einen Wasserentzug bewirken. Abgesehen davon, daß damit kein wirkliches Abnehmen erreicht wird, wird auch den Schleimhäuten Wasser entzogen. Dies schränkt besonders die Leistungsfähigkeit der Stimmlippen ein, die über ein komplexes Feuchtigkeitssystem verfügen, und erhöht das Risiko von Stimmerkrankungen.


ocker - goldhan
goldhan (geste)
neumann hört

Renate Neumann (Sprecherzieherin DGSS) trug vor zum Thema "Berufsfeld Stimm- und Kommunikationspädagogik". Sie teilt dieses Feld in die drei Bereiche:
- rhetorische Kommunikation (Rede- und Gesprächrhethorik)
- vokale Kommunikation (Stimmbildung)
- ästhetische Kommunikation (Sprechkunst)

Eine Kernaussage: Die Stimme ist ein "sozioemotives Kontaktorgan" (Hellmut K. Geissner). Daran orientiert sie ihre Tätigkeit. Die Breite ihres Arbeitsfeldes ist unter > Sprechkontakt einzusehen.

Zwei "Themensplitter" seien hier erwähnt. Zunächst ein nicht seltenes Problem der stimmlichen Selbstwahrnehmung einer Psychologin: In der Besprechung am Arbeitsplatz mit einem dominanten Chef kommt ihr ihre Stimme wie die einer "Mickey Maus" vor: zu hoch, zu dünn, zu schwach. Renate Neumann plädiert dafür, gerade in einer solchen Situation die Stimme nicht isoliert zu betrachten, sondern die Gesamtsituation: den physiologischen Stimmgebrauch der Sprecherin (spricht sie in ihrer mittleren Sprechstimmlage?), die Sprechsituation und damit die Bedingungen für die Realisation der angemessenen beruflichen Sprechrolle (wie reagiert sie als Berufsanfängerin auf den dominanten Chef und seine Statuszuweisung?) und nicht zuletzt, die kulturell geprägte, geschlechtstypische Wahrnehmung der eigenen Stimme (hört sie "von unten nach oben" und bewertet das dominante, "männliche" Stimmmuster als "richtig"?). Oft könne man auch kreative, überzeugende Lösungen finden, so z.B. im Rahmen der rhetorischen Kommunikation. Sie berichtet von der Leiterin einer Sozialstation, die anlässlich eines Jubiläums nach einer Reihe örtlicher Honoratioren sprechen sollte. Zunächst orientierte sie sich mit ihrer Rede an all den Reden, die sie bei solchen Anlässen schon einmal, zumeist von männlichen Rednern, gehört hatte, war aber unzufrieden. Schließlich entschied sie sich dafür, vor den Gästen ein Gespräch mit einem ehemaligen Patienten zu führen.

H. Stolze schlug vor, grundlegende funktionale und akustische Gegebenheiten der hohen Sprechlage zu berücksichtigen. Zum einen die geringere Auflösung der spektralen Struktur (je höher die Stimme, umso ungenauer ist die Lautformung) und die Nähe zur Registerbruchstelle (Umschlagen der Stimme von "brustig" nach "kopfig"). Beide Phänomene sind nicht nur nachteilig, sondern bieten per se auch Vorteile. Die reduzierte spektrale Auflösung geht mit erhöhter Beweglichkeit einher, die Instabilität bietet die Möglichkeit koplexerer Intonationen. Dies könne mit einem im Fahrverhalten eher instabilem Rennauto verglichen werden, das dem Familienvater zu unberechenbar ist, dem Klassepiloten aber erst die Möglichkeit zu seinen gekonnten Manövern gibt. Dies schien der Referentin wohl nicht nur wegen des Rennautos, sondern auch wegen der oben genannten Leitsätze etwas zu einseitig. Immerhin bestand Einigkeit, daß für die Frauenstimme spezifische Lösungen zu suchen sind.

Der zweite "Themensplitter" bezieht sich auf einen unseligen Mythos. Unzählige Anbieter von Stimm- und Kommunikationstrainings stellen immer wieder ein Zitat heraus, das zwar gut gemeint ist, aber in der Art der Darstellung ausgesprochen flach, nicht nachvollziehbar und unpassend ist:

Bei einem Gespräch entnehmen wir 7% der Information aus den Worten, 55% über das äußere Erscheinungsbild und 38% über die Stimme.

Selten steht ein Verweis dabei, woher diese Zahlen stammen , ganz selten der zur Quelle. Sicher ist: der Einfluß der Stimme ist bedeutsam - bedeutsamer als oft angenommen wird. Worauf aber soll dieses Zahlenwerk sich beziehen? Auf einen Flirt (könnte ggf. stimmen), auf eine Mitteilung des aktuellen Hochwasserstandes an einen Hausbesitzer in Dresden (wäre absurd). Also vielleicht ist es ein Mittelwert? Wie überhaupt kann man eine Wortinformation gegenüber einer Stimminformation quantitativ messen?

Bezugnehmend auf den Aufsatz von Heinrich Lenhart und Stefan Wachtel: "Zu sieben Prozent kommt es auf den Inhalt an - wie ein Mythos entsteht und was er anrichtet" (Sprache und Sprechen, Bd. 39, 2001) ist zu vermerken: Es handelt sich um amerikanische Studien von Albert Mehrabian und Mitarbeitern aus den 60-er Jahren, die unter psychologischen Fragestellungen durchgeführt wurden. Studenten sprachen Einwortsätze, wie "really" oder "oh" in den drei Varianten positive, neutrale, negative Einstellung. Daß bei deren Wahrnehmung die stimmliche Komponente wichtiger ist als der Wortinhalt, ergibt sich schlichtweg aus dem Setting der Experimente.

Fazit der Diskussion: Wer diesen 7-38-55-Mythos weiterverbreitet und aufdonnert, etwa in farbig-appetitlicher Tortenformpräsentation auf schnieker Website, oder siegesgewiß in machtvollem Brustton der Überzeugung auf Seminaren, darf sich nicht wundern, wenn Zweifel an der Seriosität aufkommen.

neumann spricht
neuman im gespräch
besucher (pause)

Olaf Nollmeyer nahm sich das Thema vor: "Körperarbeit in Stimm- und Sprechtraining". Er begannt damit, das Auditorium geschickt umzubauen. Da er den Projektor nicht benötigte, bezog er in der Mitte des Raumes Platz und bat die vorn sitzenden Teilnehmer, die Stühle entsprechend zu wenden. So war das Publikum insgesamt näher an ihm dran - und das lohnte sich allein schon wegen der schauspielerischen Einlagen.

Seine Grundthese: Körperarbeit und Stimmarbeit sollen eng miteinander verbunden sein. Wenn Montags der Feldenkraislehrer an die Schule kommt, Mittwochs der Gesanglehrer und keiner weiß genau, was der andere tut, so ist das alles andere als effektiv.

Viele Formen der Körperarbeit im Stimmunterricht hängen wie ein fünftes Rad am Wagen. Stets sind sie gut gemeint - und bekanntermaßen ist das Gutmeinen immer gefährlich. Körperarbeit wird beispielsweise vor der eigentlichen Stimmarbeit gemacht. Oder: Der Schüler erlernt zunächst bestimmte Haltungen oder Bewegungsformen, die dann später eine positive Wirkung auf seine Stimme haben sollen. Oder aber so: Diese neuen Haltungen und Bewegungen sollen die, die einer normalerweise im Sprechen oder singen macht, schlicht ersetzen (sprich: verdrängen).

Selbstverständlich immer mit guten Gründen: Ist dies doch die natürliche, dem eigenen Typ entsprechende, die ganzheitliche, oder moderner: physiologische, der Struktur entsprechende, oder ganz schlicht: die richtige und gute Haltungs- Atmungs- oder Bewegungsform.

Diese Formen von Körperarbeit schaffen einen Mangel, einen Konflikt und einen blinden Fleck: "Die Atemübung vor dem Auftritt war gut - aber während des Auftritts habe ich nicht mehr dran gedacht." Der Mangel ist der, daß Körper- und Stimmarbeit zwei unterschiedliche Dinge zu sein scheinen. Die Körperarbeit hat das Stimmmuster nicht verändert, sondern blieb Beiwerk. Der Konflikt ist der wohlbekannte zwischen dem, was ein Sprecher oder Sänger beim Sprechen oder singen tut und dem, was er tun sollte. (Die Innerer-Schweinehund-Problematik). "Ich weiß, ich sollte eigentlich ..., aber jedes Mal, wenn ich ...."
Blind sind Körpermethoden oftmals in Hinblick auf den Klang. Weder wird die Rückwirkung auf den Körper bedacht und genutzt, noch die steuernde Funktion der Wahrnehmung. Dies geschieht, wenn die Stimme einfach als lineares Resultat eines mechanischen Produktionsvorgangs angesehen wird: etwa: Lunge-Kehlkopf-Mund-Klang.

In der Übung, die er zum Schuß anleitete, konnte jeder erfahren, wie eine gelungene Verbindung der Elemente aussieht. Sie begann mit Summübungen, die dazu dienten, selbst wahrzunehmen, wie sich die Stimme zu Beginn anhört und anfühlt. Es folgte eine Übung zur Körperwahrnehmung von Zunge und klingenden Räumen im Kopf nach Art von Feldenkrais-Übungen. Danach wurde wieder getönt, und es ging darum, die Unterschiede festzustellen. Diese Arbeit mit Vergleichen -Nollmeyer spricht vom Komparativ- ist ihm sehr wichtig.

In Gegensatz dazu stellt er manipulative Ansätze, bei denen es darum geht, einen Ton in einer vorbestimmten Art und Weise zu produzieren. Er plädiert hier für eine Freiheit in der Art der Lösung von Aufgaben. Dabei ist festzustellen, daß Schüler oft manipulative Arbeit erwarten und sich darauf einstellen. Als Beispiel sehen die Zuhörer nun einen Schüler - alias Olaf Nollmeyer-, der im Auto beim Lehrer vorfährt, lässig aussteigt und zur Haustür geht. In dem Moment, wo er auf den Klingelknopf drückt, nimmt er Haltung an. Die Haltung, von der er meint, daß der Lehrer sie erwartet - und die sieht gar nicht gut aus!

Interessant ist folgende Aussage: Wenn jemand einen wirklichen Fortschritt gemacht hat, mag er kurz "wow" sagen, aber recht bald ist die verbesserte Funktion für ihn normal. So mag einer, der jahrelang daran arbeitete, einen Ton höher singen zu können, dann, wenn es schließlich gelingt, zu sich sagen: Ist ja eigentlich ganz einfach. Das Thema interessiert ihn nicht mehr und er fragt: was kommt als nächstes?

Also genau wie nach einem gelungenen Stimmtag!

Anmerkung des Berichterstatters: Die enge Verbindung von Training, Tun und Reflektieren, die Olaf Nollmeyer selbst lebt, ist an seinem Tätigkeitsfeld erkennbar > www.stimme-koerper-klang.de

stolze vor sonagramm

Dr. Heinz Stolze beendete die Reihe der Vorträge mit dem Thema "Stimmklang, Stimmfunktion, Stimmtraining". Er verfolgte die Grundlinie: Klangstrukturen kennen, besser hören und die Stimmfunktion besser verstehen hilft auch der Gestaltung des Sprechens und Singens. Wer seine stimmlichen Fähigkeiten aufschließt, wird die Verbesserungen in Folge auch kommunikativ oder künstlerisch nutzen. Unbestritten ist dabei, daß auch umgekehrt der Kommunikationswille die Stimme bereichert. Beide Ansätze sollten nicht einander gegenüber gestellt werden, sondern im Sinne einer Dualität genutzt werden.

Zunächst wurde die Klangstruktur des Sprechens gezeigt. Dabei konnte man in einem Sonagramm direkt während des Sprechens den Verlauf und die Stärke der Teiltöne verfolgen (Bild oben). Die Begriffe Teilton und Formant wurden erklärt (siehe ggf. > Glossar). Einige erwarteten nun, daß es in die Richtung Biofeedback weiterginge, daß also durch Rückmeldung der Klangstruktur über den Bildschirm die Stimme modifiziert werden sollte. Stattdessen ging es nun um das Hörenlernen von Klangstrukturen. Mit einer Röhrenglocke (Photo) wurde ein Klang Teilton erzeugt, der praktisch nur einen Teilton hatte. Der Referent sang auf dem Vokal A und geeigneter Tonhöhe so, daß ein Teilton der Stimme mit dem der Glocke zusammenfiel. Dies war deutlich hörbar, da der an sich "feste" Teilton der Glocke nun scheinbar zu schwanken begann. Diesen Klangkontakt zwischen Stimme und Glocke löste der Refernt dann durch einen Wechsel zum Vokal I auf derselben Tonhöhe auf. So wurde die Basisübung des Klangkontakttrainings ganz ohne Computer demonstriert. Herr Dr. Goldhan war so freundlich, sich dann für die Demonstration des Klangkontaktes zwischen zwei Stimmen zu Verfügung zu stellen. In Gegenüberstellung sang das Duett Goldhan/Stolze A (der eine) gegen A-I-A (der andere). Das Lösen des Kontaktes beim Übergang des anderen zum I war ebenso deutlich zu hören wie die Wiederherstellung des Kontaktes beim Übergang zum A.

Über den Klangkontakt lassen sich in einer ausgesprochen kommunikativen Situation alle Klanganteile der Stimme weiterentwickeln. Als Beispiel wurde demonstriert: H. Stolze versucht, das A von W. Goldhan möglichst vollständig abzudecken. Er singt dabei nicht sein "normales" A, sondern orientiert sich an dem des Gegenüber. Diese Homogenisierung ist zum Beispiel für einen guten Chorklang wichtig. Auch für das Lernen fremdsprachlicher Laute hat sich der Klangkontakt mit einem Muttersprachler bewährt.

Bezugnehmend auf die Erfahrung, daß es einen Sänger berührt, ob und wie ein Klangkontakt vorhanden ist, berichtete H. Stolze von einer beliebten Worshopübung, in der Rollen und Situationen nicht durch Worte oder Melodien, sondern nur durch die Gestaltung von Klangkontakten dargestellt werden. In den letzten Workshops der Reihe "Chorsingen im Klangkontakt" (> mehr dazu) werden so die Themen von Liedern zunächst auf einem Ton behandelt. Dann folgt ein Ausbau zu einfachen Improvisationen im Klangkontakt, und schließlich singt man das Lied mehrstimmig und erlebt das "Chorsingen im Klangkontakt".

Schließlich ging es noch um einen Aspekt der Stimmfunktion: die Formanten, die die Vokale prägen, werden durch Resonanzen im Vokaltrakt gebildet. Die Stimme kann sehr leicht und dabei voll klingen, wenn man sich klar macht, daß der Vokaltrakt wie ein Klangkörper wirkt. Mit der "Stimmklanggabel" demonstrierte H. Stolze, wie der recht schwache Schall der Gabel laut vernehmbar wird, wenn man sie vor den auf Vokal A eingestellten Mund hält. Die Resonanz im Vokaltrakt ermöglicht dabei eine vielfach stärkere Abstrahlung als wenn die Stimmgabel nur frei in die Luft gehalten wird. Übertragung auf die Stimme: bei guter Abstimmung zwischen Vokaltrakt und anregender Stimmquelle (Kehlkopf) ist mit wenig Aufwand viel Klang möglich. Viele, die die Analogie mit der Stimmklanggabel so eindrucksvoll erlebt haben, konnten direkt danach mit viel weniger Aufwand volle Töne erzeugen (> mehr zur Stimmklanggabel). Leider waren nicht genug Instrumente verfügbar, um diese Übung nun mit allen Teilnehmern durchzuführen. Dafür wirkte bei vielen aber schon das Mitverfolgen der Übung positiv, und mit zwei anderen Übungen zur Verbesserung der Resonanz und Reduktion des "Drückens" kam es dann zu sehr guten Klängen des "Teilnehmerchores". Die eine Übung bestand im Tönen, während man die Wangen mit den Händen strammzieht (Photo). Die andere bestand in einer Reduktion der Druckdifferenz über den Stimmlippen durch fast dichtes Zuhalten des Mundes beim Singen eines A, die sich durch plötzliches Wegnehmen der Hand auch auf das "unmanipulierte" Singen übertragen läßt. Zum Abschluß sprachen dann alle zusammen mit dieser "aufbereiteten" Stimme und viel Spaß einen launischen Spruch zu einer kleinen Tanzfigur.

stolze mit röhrenglocke
stolze mit stimmklanggabel
hand an wange
hand vor mund

Seminar Stimm- und Sprechtraining für Sprechen im Beruf
Leitung Dr. Heinz Stolze
4.+5. November 2006 in Bremen

Das Seminar vermittelt Basistechniken des Stimmtrainings und ihre Anwendung auf klangvolleres, tragfähigeres und überzeugenderes Sprechen in beruflichen Situationen. Die Methodik ist rational ausgerichtet und am funktionalen Stimmtraining orientiert.

> mehr dazu

GÄSTE AUS BAD NENNDORF
Schülerinnen und Schüler der Schule Schlaffhorst-Andersen in Bad Nenndorf für staatlich geprüfte Atem- , Sprech- und StimmlehrerInnen bereicherten den Stimmtag durch gute Stimmung, Aufmerksamkeit und interessante Diskussionsbeiträge.


Donnerstag, 30. März 2006, 20.00-22.00 Uhr


Der Abend gliederte sich in drei Teile:

A: Das Ensemble klangart singt und demonstriert Stimmübungen

B: Dr. Heinz Stolze erklärt dies Übungen insbesondere bezüglich Klangstrukturen und Funktion der Stimme

C: In einem Kurzworkshop machen alle diese Übungen mit.

klangart: Jazz-Improvisation

A: Das Ensemble klangart singt und demonstriert Stimmübungen

Start: Singen, Jazz-Improvisation

Übungen Block A (Kurzbenennung):

Ankommen, Atem, Schultern lösen (dazu tiefer Ton auf U), Kopf lösen (Ton auf I), Brust- und Kopfbereich verbinden (Tonfolge I-U-I)

Kontakt zum Zwerchfell aufnehmen (Hände auf Bauchdecke), Ausatem dosieren (auf s), dabei das Ohr einsetzen

Gute Spannung (Eutonus) herstellen durch Massage und gleichzeitiges Tönen: in Hals, Beißmuskeln, Zunge, Gaumen (ohne Massage!)
Kombination über alle diese Bereiche, beibehalten der guten Spannung auch bei hohen Tönen.

Phonationsübungen: "Knattern" und Randkantenschwingung (sehr leiser Ton), Tonhöhenglissandi

Brust- und Kopfklang verbinden (Laute U,I) und die Verbindung auf einem A beibehalten.

Klangkontaktbasisübung: A gegen A-I-A (zwei gegen zwei)

Warmsingen und Umsetzen der Übungen (wawawawa etc. zu Klavier)

Singen, Jazz-Improvisation
Wiederholung zum Vergleich vor/nach den Übungen

Übungen Block B (Kurzbenennung):

Artikulationsübung: gut die Laute u-o-a-e-i artikulieren trotz Blockierung von Bewegungsfreiheitsgraden des Artikulationssystems (Mund zweifingerbreit auf, Zähne zusammen, Zungenspitze hoch, Mund breit, Mund zu "Schnute" geformt).

Singen, Swing-Improvisation

Übungen Block C (Kurzbenennung):

Mit der Stimmklanggabel den Vokaltrakt als Klangkörper "erwecken". Ausführliche Beschreibung unter Stimmklanggabel. Den Aufwand im Kehlkopf reduzieren, mit niedrigem Luftdruck singen und Vokaltrakt (Ansatzrohr) und "Stimmquelle" so gut anpassen, das auch so klarer und kräftiger Klang entsteht. Diese Einstellung mitnehmen auf das folgende Stück.

Erklärung der Fachbegriffe: > Glossar

Singen, Die verlorenen Rippe (Albert Lortzing)

B: Dr. Heinz Stolze erklärt dies Übungen insbesondere bezüglich Klangstrukturen und Funktion der Stimme

Vieles dazu läßt sich auf dieser Website finden. Wenn Sie genauere Erklärungen wünschen, fragen Sie bitte per mail an. Wenn Sie diese und weitere Übungen selbst ausprobieren möchten, melden Sie sich zu einem unserer Kurse oder Workshops an.(Zugang über die > Startseite)

C: In einem Kurzworkshop machen alle diese Übungen mit.

Die meisten der Übungen wurden nun von allen zusammen durchgeführt. Die Mitglieder von klangart und einige der Referenten vom Vortag halfen bei der Anleitung, Erklärung und Durchführung der Übungen mit. Statt wie das Ensemble zu singen, wurde immer wieder ein kurzes Gedicht, das sich besonders für rhythmisches und melodisches Sprechen eignet, eingeschoben. Teils wurde es zu einfachem Tanzschritt, teils als Kanon und auch in Art einer "Engführung mit im Kreis umlaufender Wortwelle" gesprochen.

Zum Abschluß wünschten sich die Teilnehmer noch ein Lied von klangart. Das Ensemble sang "Qui la Gaggliarda" (Da Nola), ein freches Madrigal aus der Renaissancezeit, ausgeführt mit deutscher Sprecheinlage und Instrumentenimitationen.

klangart - jazz


klangart: Klangkontakt A gegen A-I-A

klangart klangkontakt


Teilnehmer, unterstützt von Sängern: Klangkontakt A gegen A-I-A

teilnehmer klangkontakt
teilnehmer klangkontakt (2)


klangart: Anregung der Vokaltrakteffizienz mit der Stimmklanggabel

klangart stimmklanggabel

klangart: Die verlorene Rippe

Gott schuf das Weib aus eines Mannes Rippe.

Seht nun wandern wir, wir armen, stets von einer zu der andern...

klangart: seht nun wnadern wir

und spüren der verlornen Rippe nach.

klangart, und spüren der verlornen
VORAUSSCHAU AUF WEITERE STIMMTAGE IN BREMEN

Vom 5. bis 21. Oktober finden eine Reihe von Veranstaltungen im Rahmen der Stimmtage in Bremen / Schwachhausen 2007 statt.

> mehr zu den Stimmtagen im Oktober 2007