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Die Stimmtage sind konzipiert für Jedefrau und Jedermann mit Interesse für die Stimme.
Die aktive Teilnahme steht im Vordergrund, Offenheit und Mut zu Experimenten prägen den Geist der Veranstaltung.
Auch Experten sind natürlich herzlich willkommen.

DIE MÖGLICHKEIT,
moderne Theorie und Praxis des Stimmtra
inings für Sprechen und Singen kennenzulernen, bieten
DIE STIMMTAGE 2008
im Oktober/November in AACHEN / BREMEN / HAMBURG /OLDENBURG / STUTTGART

für Stimmtherapeuten, Sprecher, Sänger, Sprech- und Gesangspädagogen und für alle Interessierte


Konzert im Bunker F38
Bremen, Claussenstraße 14

Ein experimentelles Konzert
Das Konzert im Bunker dürfte sicher einer der Höhepunkte der Stimmtage werden. Hier kommen Musik und bildende Kunst in einem Raum zusammen, der für beide besondere Wahrnehmungsbedingungen schafft und Künstler, Kunst und Publikum besonders intensiv umfasst.
Konzertieren heiß wörtlich übersetzt in etwa: gemeinsam (Dinge) scheiden, von lateinisch: con-cernere. Dies kann so verstanden werden kann, dass man aus dem, was per se ist, gemeinsame Wahrnehmungen formt. Dieser Prozess trägt immer experimentellen Charakter, speziell im Bunker. Die Sänger erleben den Zuhöreraum ganz anders als beim Proben, da das Publikum die Akustik weitgehend verändert. Bei einigen Stücken zeichnen Künstlerinnen synchron zum Singen und geben den Sängern damit Impulse, die in die Musik einfließen, somit wieder das Zeichnen beeinflussen etc..

Die Besucher werden Möglichkeiten haben -sofern sie mögen- mitzusingen. Auch dies ist vor allem Experiment, angelegt, um gemeinsame Hörerfahrungen zu machen, um gemeinsam aus Gegebenem etwas herauszuschälen - wahrzunehmen - zu erkennen.

Das Motto "Stimme als Zustand - Zustand als Stimme" wird immer wieder anklingen, ohne dass man es explizit verfolgt.
Beschreibung der Räume und des Programmes
In zwei Räumen des Bunkers werden zur Zeit des Konzertes Bilder gezeigt, die Wahrnehmungen von Stimme und Musik ausdrücken sollen. Die beteiligten Künstlerinnen arbeiten seit dem Frühjahr an diesem Projekt und zeigen erste Ergebnisse, die durchweg als experimentell betrachtet werden sollen. Die Besucher haben vor dem Konzert die Möglichkeit herumzugehen und sich mit den Bildern zu beschäftigen.
Während des Konzertes sitzt das Publikum im größeren der Räume im Erdgeschoss. Die Musiker singen und spielen vorwiegend dort, zeitweise aber auch in dem oberen Raum. Dessen Akustik ist somit weitgehend ungedämpft und die Klänge erreichen das Publikum durch das Treppenhaus. In diesem oberen Raum ist auch die Klanginstallation "Sonamoverium" angebracht, die für einige Stücke benutzt wird. Sie besteht aus pentatonisch gestimmten, harmonisierten Röhrenglocken, die in einer besonderen geometrischen Anordnung aufgehängt sind und den Raum in einen feingesponnenen irisierenden Klang tauchen.

Im ersten Teil des Konzertes singt das A-Capella-Ensemble Klangart (vier Männerstimmen) und Petra Peschka und Susanne Pikullik-Bastian werden zu einigen Stücken synchron zeichnen. Zu den meisten Stücken des Konzertes gibt es zudem Bilder in der Ausstellung. Bei zwei Stücken kann das Publikum ein Ostinato (eine sich permanent wiederholende kurze Melodie) mitsingen.
Im zweiten Teil trägt Heinz Stolze ein Lied, einige Sprechstücke zu Klaviermusik und eine Improvisation für Stimme und Sonamoverium vor.
Teil drei wird wieder vom Ensemble Klangart gestaltet. Es gibt drei romantische Lieder. Darauf folgen zwei "Wasserstücke", eine Aufforderung an die Geliebte, das Wasser zu überqueren und eine Improvisation zum Gospel-Klassiker "Wade in the Water".

Heinz Stolze moderiert das Programm. Im Anschluss ist Zeit für Gespräche und Bildbetrachtung
Programm (vorläufig)
Teil 1: Klangart, Petra Peschka, Susanne Pikullik-Bastian, Publikum
- Präludium (mit Instrument) und Fuge (a capella) in c-Moll aus dem Wohltemperierten Klavier 1 von J. S. Bach
- Jazzimprovisation + Synchronzeichnen
- Passacania, There was a young boy + Synchronzeichnen + Ostinato des Publikums
- Kanon mit Ostinato, Adieu sweet amaryllis + Synchronzeichnen + Ostinato des Publikums
- Come again, John Dowland

Teil 2: Heinz Stolze, Petra Peschka, Susanne Pikullik-Bastian
- An die Leier, Franz Schubert + Synchronzeichnen
- Sprechen zu Klaviermusik: Auswahl aus "7 1/2 Kinderszenen zum Hören und Mitsprechen" zu Stücken von Robert Schumann
> mehr dazu
- Improvisation im Sonamoverium (Klanginstallation mit harmonisierten Röhrenglocken)

Teil 3: Klangart, Petra Peschka, Susanne Pikullik-Bastian, Publikum
Drei romantische Stücke
- Requiem, Julius Joseph Maier
- Die Nacht, Franz Schubert
- Unendliche Freude, Franz Schubert
Wasser-Stücke, mit Synchronzeichnen
- Pase el agoa (Spanien um 1500)
- Wade in the Water, Improvisation
Option: 2. Durchgang mit Beteiligung des Publikums - sofern genügend Leute mitmachen möchten

Im Anschluss: Gespräche und Bildbetrachtung

Hinweise
Das Interesse an dieser Veranstaltung ist besonders groß. Wir empfehlen daher eine Anmeldung (= Reservierung). Bei starker Nachfrage kann eventuell ein zweiter Termin am 17.10. eingerichtet werden.
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Anmeldung

Viele Konzertbesucher schätzen es, sich bereits vor dem Konzert ausführlich mit den Stücken beschäftigen zu können.

Wir bieten Ihnen diese Möglichkeit hier auf dieser Seite.



TEXTE - HINTERGRÜNDE

Präludium und Fuge (a capella) in c-Moll aus dem Wohltemperierten Klavier 1 von J. S. Bach Zum Präludium auf Instrument (Playback) werden Akkorde gesungen. Die Fuge wird rein a capella auf Pseudotext erklingen.
Die Bilder unten beziehen sich auf die Fuge.
Die Fuge wird wiederholt mit Synchronzeichnen.
Links: Wunneke Meyer; rechts: Susanne Pikullik-Bastian
Jazzimprovisation + Synchronzeichnen

Aufführungen mit Synchronzeichnen. Ergebnisse einer früheren Session, siehe unten.
Von links nach rechts: Susanne Pikullik Bastian, Petra Peschka , Wunnke Meyer

Passacania, There was a young boy
There was a young boy from Calcutta,
who had the most terrible stutter.
He said: "P-p-p-please,
p-p-please give me the ch-ch-cheese,
and the bu-bu-bu-bu-bu-bu-bu-bu-
bu-bu-bu-bu-bu-bu-bu-butter.

Ostinato:
Ja immer langsam, klar und deutlich.
Oberstimme:
Du, du Boy aus Calcutta, wie, wie leidet deine Mutter!

Als Passacania wird eine Überlagerung aus einem Kanon und einem Ostinato bezeichnet, zu dem schließlich eine Oberstimme hinzutritt, die sich von Block zu Block (Ostinatolänge) weiterentwickelt. Zum Abschluß ist eine hinzugefügte Überraschung möglich. Ostinato und Oberstimme haben formale Ähnlichkeit mit einer Passacaglia, daher entstand bezugnehmend auf die Verbindung mit einem Kanon die Bezeichnung "Passakania". Diese Form wurde von Heinz Stolze für Klangart entwickelt. Die Mischung von englischer und deutscher Sprache ist typisch für diese Form.
Das Ostinato wiederholt sich andauernd und kann auch gut mitgesungen werden.
Der hier verwendete Stotterkanon ist ein "Traditional" aus England.

Kanon mit Ostinato, Adieu sweet amaryllis
Adieu, sweet amaryllis,
for since to part your will is,
Adieu, sweet amaryllis.

Oh, heavy tiding,
there is for me no biding.

Yet, once again ere that I part with you,
Amaryllis sweet adieu.

Ostinato:
Leb´wohl, leb wohl´, ich leb´auch wohl, ich leb´auch wohl.

Das "Adieu sweet Amaryllis" ist vor allem als vierstimmige Motette von John Wilbye bekannt. Hier erklingt der Kanon von Richard Brown (gest. 1664).
Come again
Come again, sweet love doth now invite
Thy graces that refrain to do me due delight,
To see, to hear, to touch, to kiss, to die
To die with thee again in sweetest sympahty.

Come again, that I may cease to mourn,
through thy unkind disdain, for now left and forlorn:
I sit, I sigh, I weep, I faint, I die,
I die in deadly pain and endless misery.

Die Musik ist von John Dowland (1562-1625) aus "The Firste Booke of Songs or Ayres of Foure Partes" (1597).
An die Leier
Ich will von Atreus´ Söhnen,
von Kadmus will ich singen!
Doch meine Saiten tönen
nur Liebe im Erklingen.

Ich tauschte um die Saiten,
die Leier möcht´ ich tauschen!
Alcidens Siegesschreiten
sollt´ ihrer Macht entrauschen!

Doch auch die Saiten tönen
nur Liebe im Erklingen.

So lebt denn wohl, Heroen,
denn meine Saiten tönen,
statt Heldensang zu drohen,
nur Liebe im Erklingen.

Nach Anakreon von Bruchmann
Musik: Franz Schubert Opus 56 No.2


Diese Zeichnung zu diesem Stück ist von Petra Peschka. Sie zeigt deutlich den Kontrast zwischen den beiden Phasen des Liedes.
Anmerkung:
"Ich will von Atreus´ Söhnen, von Kadmus will ich singen!" wird im oberen Raum ertönen. Man wird es unten im Bunker nicht verstehen - wie könnte man auch! Dieses hier so deplazierte, laute Lob der Krieger wird im Widerhall der dicken Schutzmauern verworfen.
Die Saiten der Leier wollen etwas ganz anderes tönen, der wirkliche innere Zustand (Zustand als Stimme) bahnt sich in leisen, somit auch in halligen Räumen verständlicheren, Worten den Weg zum Hörer. Mit diesen Worten darf sich der Sänger dann auch im Bunker nicht nur hören sondern auch (im unteren Raum) sehen lassen.

Requiem
Requiem aeternam dona eis, Domine.
Ruhe ewige gebe ihnen, Herr.

Et lux perpetua luceat eis.
und Licht ewiges leuchte ihnen.

Das vierstimmige Stück von Julius Joseph Maier (1821 - 1889) beschränkt sich auf die ersten zwei Zeilen des Requiem-Textes. In d-Moll stehend ist es mit der Bezeichnung "Grave" versehen. Die Komposition beeindruckt durch ihre harmonische und dynamische Anlage (pp bis ff), die sich im Ambiente des Bunkerraumes beziehungsreich herb plastisch entfaltet.
Die Nacht

Wie schön bist du,
Freundliche Stille,
himmlische Ruh'!

Sehet wie die klaren Sterne
Wandeln in des Himmels Auen
Und auf uns hernieder schauen,
Schweigend aus der blauen Ferne.

Wie schön bist du,
Freundliche Stille,
himmlische Ruh'!

Schweigend naht des Lenzes Milde
Sich der Erde weichem Schoß,
Kränzt den Silberquell mit Moos
Und mit Blumen die Gefilde.

Text: Friedrich Wilhelm Krummacher (1796-1868)
Musik: Franz Schubert (1797-1828) D. 983c
komponiert Oktober 1823
"langsam", 6/8-Takt

Unendliche Freude
Unendliche Freude
Durchwallet das Herz.
Hier mangelt der Name
dem trauernden Leide,
Sanftes Entzücken nur
heißet man Schmerz.

Text: Friedrich von Schiller (1759-1805)
Musik: Franz Schubert (1797-1828) D. 51
komponiert 1813
Allegretto in D-Dur, 6/8-Takt.
Pase el agoa
Pase l´agoa , ma Julieta, dama
Komm übers Wasser, meine Julietta, mein Mädchen,

Pase l´agoa , venite vous a moy.
Komm übers Wasser , komm du zu mir!

I: Ju me´n anay en un vergel :I
I: Ich wart dort in einem schönen Garten :I

Tres rositas fui culler: ma Julioleta, dama,
Drei Rosen ging ich pflücken, meine Julietta, mein Mädchen,

Pase l´agoa, venite vous a moy.
Komm übers Wasser, komm du zu mir.

Der spanische Text stammt aus dem 15. Jahrhundert, die Musik ist ebenfalls in Spanien entstanden, um 1500. Das Stück wirkt sehr bewegt und leicht und würzt seine Kürze mit schnellen Rhythmuswechseln.
Wade in the water, (modifizierte Variante)
Chorus:
Wade in the water,
Wade in the water,
Wade in the water, children,
Wade in the water
God´s gonna trouble this water (3 mal).

Strophe Teil 1
God´s gonna trouble this water
Strophe Teil 2
God´s gonna trouble this water (3 mal).



Bilder unten, von links:
Petra Peschka (Klangwelle), Susanne Pikullik-Bastian (Wade), Wunneke Meyer (Wade)

Gospelsong (genauer: Spiritual)
Zu diesem Song gibt es eine große Zahl verschiedener Strophen, weitere werden permanent hinzu erfunden.
Oft wird der Text auf den Auszug der Israeliten aus Ägypten bezogen, bei dem diese, von Moses geführt, trockenen Fußes durch das Meer gingen, die Ägypter aber in den Fluten ertranken. Vieles spricht dafür, dass es eher um die Taufe oder um Heilung im Wasser geht, siehe dazu unter www.gospel-music.de/Gospel-Interpretation-Wade.html.
Beim Konzert wird eine deutsche Strophe gesungen, die die Aufforderung, in das Wasser zu Waten, allgemein als Hinweis sieht, das Richtige zu tun, was man eigentlich schon lange tun will, aber immer noch nicht getan hat.
Die pentatonische Anlage und der Rhythmus des Liedes ermöglichen ein einfaches Improvisieren, wobei hier speziell der Raumklang des Bunkers einbezogen wird, ebenso wie die Klanginstallation "Sonamoverium".
In einem zweiten Durchgang wird das Publikum eingeladen, mitzusingen (natürlich nur wer mag).


SEITEN MIT WEITEREN BILDERN
DES PROJEKTES "STIMME MALEN"

> Bildertafel 1 (schwarz-weiß): unten links (Vergößerung durch Klick auf das Bildensemble)

> Bildertafel 2 (farbig): unten rechts (Vergößerung durch Klick auf das Bildensemble)

> Bildertafel 3 (thematisch sortiert)